Abschied von geliebten Menschen

Für die meisten Menschen ist der Tag des Abschieds ein unglaublich schwerer Gang.

 

Mit liebevoll gestalteten Worten, dem Fokus auf das Leben, auf die Persönlichkeit der Verstorbenen und der dazu passenden Musik möchte ich Euch diesen Gang ein wenig erleichtern.

 

Empfindliche Themen kann ich klar benennen, ohne dabei Salz in die Wunden zu streuen. Denn ich möchte Euch mit durch die Feierstunde tragen, statt Schwere zu erzeugen.

 

Meistens entlocke ich den Gästen der Abschiedsfeier aber auch ein Schmunzeln und leise Zustimmung, wenn ich die Geschichten erzähle, die ihr gemeinsam erlebt habt.

 

Das flaue Gefühl im Magen in den Tagen vor dem Abschied kann ich Euch leider nicht nehmen. Doch ich kann Euch Sicherheit geben, indem ich Euch die Worte, die ich formuliert habe, im Vorfeld zu lesen gebe und ggf. Änderungen mit Euch abstimme.

 

Abschiedskonzert statt Trauerrede

 

Wenn es weniger Worte sein sollen, können wir ein moderiertes Abschiedskonzert gestalten - mit den Lieblingsliedern- und künstlern der Verstorbenen, und mit Liedern, die Euch aus dem Herzen sprechen.

 

Am Ende soll für Euch das Fazit stehen:

Das war ein schöner Abschied!

 

"Freunde geht, das Fest ist aus..." - 24.01.2021

Es ist Samstag. Der Himmel ist grau und es nieselt, und ich sitze im Auto, auf dem Weg zu einer ganz besonderen Abschiedsfeier. Mir wurde die Rede auf das Leben eines leidenschaftlichen Musikfans und Reiselustigen anvertraut. Er war ein toller Mensch mit großem Herzen und einer riesigen Familie aus Verwandten, Freunden und Kollegen mit Klienten, die ihn sehr vermissen. In seinem Leben hat er viel gesehen, erlebt, die Menschen zusammengebracht und berührt. Es gehört ein wenig zur Tragik meines Berufes, dass ich solche interessanten Persönlichkeiten oft erst postum kennenlernen darf. Und einerseits fühlte ich mich sehr geehrt, diese Rede schreiben zu dürfen, andererseits machte ich mir selber einigen Druck, diesem Menschen gerecht zu werden.

Angekommen bei der Trauerhalle waren die Musiker bereits am Aufbauen. Ein Rostocker Duo, das dem Verstorbenen unheimlich wichtig war, machte sich bereit, bei der Feierstunde zu spielen. Die Stimmung war relativ entspannt, der 8-jährige Neffe des Verstorbenen hüpfte fröhlich umher und war ganz entzückt, als es plötzlich anfing zu schneien.

Die Trauerhalle war hell und freundlich, es gab viele Wände aus Glas. Wenn man auf den Bänken saß, konnte man hinaus ins Grüne sehen. Die Halle war liebevoll dekoriert mit Fotocollagen und vielen der unzähligen Postkarten, die der Verstorbene von seinen zahlreichen Reisen geschickt hatte. Auf der letzten Bank lagen CDs mit seiner Lieblingsmusik, die die Gäste sich mitnehmen durften. Jede CD hatte ein anderes Foto des nun fehlenden Freundes, Onkels und Bruders als Cover. Mal cool mit Sonnenbrille, dann ein Foto von einer Reise, dann wieder eines mit seinem herzlichen Lachen, dass allen immer gut in Erinnerung bleiben wird.

Vor Beginn der Feierstunde zündete jeder Gast eine Kerze an und steckte sie als kleines Licht der Hoffnung in eine Schale mit Sand.

Die Musik zur Abschiedsfeier hatte sich der Verstorbene zu Lebzeiten selber ausgesucht und so begann diese mit einem zwanzigminütigen Psychedelic-Rock-Stück. Alle Gäste lauschten gebannt dem so langen, aber doch abwechslungsreichen Song. Während der letzten Minuten des Stückes brach die Wolkendecke ein Stück auf, die Sonne strahlte durch das Glas an der Stirnseite in die Halle und ließ die Wassertropfen, die der Schneeregen in den Büschen hinterlassen hatte, funkeln.

 

Mein Einsatz war gekommen. Ich ging nach vorn, begrüßte die Gäste so, wie es auf den vielen Postkarten zu lesen war, die sie bekamen. Darauf stand immer die Begrüßung in Landessprache. In der langen Rede erzählte ich aus dem bunten Leben voller Musik, Reisen und tollen Freunden. Es wurde ein weiteres Lied gehört, dann sprach ich auch über die Krankheit, wie furchtlos der Verstorbene damit umgegangen ist, über seinen Tod, und wie sehr er vermisst wird. Ich setzte mich in die erste Reihe, um der Band „Die Reise“ zu lauschen, bei dessen Konzerten der Verstorbene immer dabei war. Die Musik ist ruhig, melancholisch, aber gleichzeitig auch hoffnungsvoll. Es fiel mir schwer, mich nicht zu sehr mitreißen zu lassen.

Als die letzten Töne der Band langsam verhallt waren, ging ich wieder nach vorn, kündigte das letzte Musikstück an und erzählte den Gästen, dass der Verstorbene es ausgesucht hatte, um sich damit von seinen Liebsten zu verabschieden. Und ich verabschiedete die Gäste auf all den Sprachen, mit denen ich sie zu Beginn begrüßt hatte. Als ich nach hinten ging, erklang „Lied auf den Weg“ der Klaus Renft Kombo: „Freunde geht, das Fest ist aus, es war schön mit euch...“ Es klang wie der Soundtrack am Ende eines Filmes und ich hätte mir kein besseres Lied vorstellen können, um seine Liebsten zu verabschieden. In dem Moment war ich so gerührt, dass ich kurz in die kleine Kammer verschwinden musste, in der die Kollegen Kaffee für die Gäste kochten.

Als ich meine Augen getrocknet und mich etwas gesammelt hatte, ging ich zurück in die Halle. Die Leute redeten miteinander, wärmten sich mit einem Kaffee auf und betrachteten die vielen Fotos und Postkarten.

Vorne bei der Urne stand auch ein alter Koffer, geschmückt mit Blumen und Postkarten. Zu Beginn der Feierstunde war er leer, doch als ich dann hineinblickte, war er gefüllt mit Briefen, die die Angehörigen mit auf die letzte Reise geben wollten.

Ich war völlig hin und weg, wie liebevoll und mit wie viel Kreativität und Eifer seine Freunde und Familie diesen Tag gestalteten. Es wollten sich rund 200 Leute von dem Verstorbenen verabschieden, was wegen der Corona-Pandemie, aber auch aufgrund der Größe der Trauerhalle, bei der Abschiedsfeier undenkbar gewesen wäre. Trotzdem fanden Freunde und Familie einen Weg, für alle einen Abschied möglich zu machen. Meine Rede lief als Rolltext auf einem Monitor in Endlosschleife weiter, im Hintergrund spielte „Die Reise“ live und im Stundentakt durften jeweils 20 Freunde und Kollegen Abschied nehmen von diesem tollen Menschen, den ich liebend gerne zu Lebzeiten kennengelernt hätte.